Verfasst: September 2010
Die Finanzbranche hat eine breite Offensive in Sachen Rohstoffe gestartet.
Die Summe der spekulativen Gelder im Warentermingeschäft hat sich bis heute verhundertfacht. Die steigende Nachfrage nach Industrierohstoffen und Energieträgern ist auf das steigende Wachstum am chinesischen Markt zurück zuführen, da sie zunehmend mehr Agrarrohstoffe kaufen.
Doch eins sollte jedem bewusst sein. Rohstoffe sind die risikoreichste Anlageklasse, vor allem bei Privatanleger. Die meisten Märkte werden nämlich nur noch von Spekulationen bestürzt. Jede Woche wird 91-mal soviel Öl gehandelt, wie gefördert wird. Dazu ist zusagen, dass der Barrel fast 27-mal seinen Besitzer wechselt. Spekulative Geschäfte überwiegen seit dem letzten Jahr die Nachfrage von Industrie und Goldschmieden.
Leider können auch immer wieder leichtgläubige Privatanleger mit Rohstoffen böse Überraschungen erleben. 2008 stürzte nämlich der Preis für eine Unze Platin von 2250 auf gerade einmal 800 US-Dollar. Allein Spekulanten hatten diesen Preis so hoch getrieben. Auf einen Schlag ging die bestehende Nachfrage rapide zurück und der Preis stürzte ins Bodenlose.
Private Investoren, die am Ende der Informationskette stehen, leben äußerst gefährlich. Die reale physische Nachfrage hat leider Gottes oft nichts mit den Preisbewegungen zu tun. Das sollte einem ganz klar bewusst werden.
Rohstoffe sind ein periodisches Großgeschäft. Die physische Nachfrage läuft den Frühindikatoren der Konjunktur hinterher, so Markus Mezger, Analyst bei Tiberius Asset Management- Rohstoffspezialist. Die Spekulanten sorgen zwar für höhere Ausschläge nach oben oder nach unten, können aber die Richtung der Preisentwicklung nicht bestimmen.
Bereits im Jahr 1936 versuchte man den Einfluss der Spekulanten zu dämpfen. Eine Aufsichtsbehörde wurde geschaffen und genau diese setzte für alle Marktteilnehmer enge Grenzen. Doch fast 50 Jahre später argumentierte das Tochterunternehmen von Goldman Sachs, J.Aron, dass nicht nur die Industrie ihre Risiken absichern müssten, sondern genauso Händler, die in Rohöl investieren wollen.
So wurde dieses Unternehmen und später noch weitere von der Aufsichtsbehörde CFTC von Limits freigestellt. Denn eigentlich sollten diese Limits die Spekulationen bremsen. Da nicht alle Unternehmen davon freigestellt werden, schaffen sich viele Lagerkapazitäten für Rohstoffe an. Dadurch gelten sie als physische Händler.
Wenn die große Spekulationsblase platzt, verlieren nicht nur private Fondsanleger sehr viel Geld. Denn vor allem für Großspekulanten, die direkt an der führenden Börse für Metalle in London ihre Finger im Spiel haben, könnte es teuer werden. Diese zahlen für einen Rohstoffkontrakt im Nominalwert von 100 Dollar nur ungefähr 5 Dollar, sind jedoch verpflichtet, das Kupfer zum vereinbarten Preis zu nehmen. Sollte die Blase platzen, kann es durchaus sein, dass Kupfer auf ein Drittel stürzt. Oft ist allerdings weder die physische Anfrage noch die gezielte Festigkeit von den Spekulanten für eine Preisbewegung führend.
Gerade Privatanleger laufen ein besonders großes Risiko von Crashes erwischt zu werden. Ihnen werden immer mehr Rohstofffonds angeboten, die regelgebunden anlegen. Oftmals fehlen charakterfeste Frühindikatoren, die den rechtzeitigen Ausstieg anzeigen.
Wichtige Entscheidungsparameter sind vor allem Angebots- und Nachfrageentwicklung und die daraus resultierenden Lagerbewegungen. Auch das fundamentale Denken spielt eine große und besonders wichtige Rolle. Doch das bleibt heutzutage oft aus.
Zusammenfassend geht man davon aus, dass der Gold und Silber Preis zu deutlich höheren Preisen gehandelt wird. Jeder Rohstoffmarkt wird von den verschiedensten Variablen getrieben sowie von den Interessen der Marktteilnehmer. Leider erhalten die kleinen Privatanleger oftmals nur die Hälfe der Informationen.